Sonntag, 2. März 2014

Do you speak Lapao?

Schon mal was gehört von Lapao? Nein? Dann ist euch diese Sprache vielleicht unter der Abkürzung LAPAO bekannt?!
Kurz die Vorgeschichte: La Franja del Ponent (auf der Karte in roter Farbe) ist Teil der Autonomen Region Aragonien (westlich von La Franja). Aufgrund seiner Grenzlage zu Katalonien (östlich von La Fanja) spricht ein Teil der Bevölkerung katalanisch. Seit 2009 war das Katalanische als Minderheitensprache
Aragoniens zumindest gesetzlich anerkannt, wenn auch nichts zu seiner Förderung unternommen wurde.Seit Donnerstag aber hat das Katalanische in dieser Region aufgehört zu existieren, zumindest offiziell: An diesem Tag hat nämlich die neue Präsidentin des Regionalparlaments, die frühere Vorsitzende des spanischen Parlaments und PP-Politikerin Luisa Fernanda Rudi ihr Wahlversprechen aus dem Jahre 2011 eingelöst und dieses “Sonderrecht” per Parlamentsbeschluss abgeschafft. Ab sofort lautet die offizielle Bezeichnung nicht mehr Katalanisch, sondern LAPAO, was die Abkürzung für Lengua aragonesa propia del área oriental ist, was wiederum so viel heisst wie Aragonische Sprache der östlichen Zone.
Doch damit nicht genug: Die offizielle Bezeichnung für das Aragonesische, eine der nach Einschätzung von Linguisten am meisten vom Aussterben bedrohten Sprachen Europas, lautet ab sofort Lapapyp, was die Abkürzung ist für Aragonesische Sprache der Pyrenäen und Vorpyrenäen.
Wie gross die Verachtung vieler spanisch-nationalistischer Politiker für alles “Nichtspanische” ist, kann man an solch grotesken Massnahmen ermessen.
Wie lautete doch einer der offiziellen Slogans Franco-Spaniens? Spain is different. Wie wahr, und das 38 Jahre nach dem Tod des Caudillo!

Der Fall Ponsatí
In einem ausführlichen Radio-Interview gibt die Universitätsprofessorin Clara Ponsatí bekannt, dass ihr Lehrauftrag als Gastprofessorin an der renommierten amerikanischen Universität Georgetown auf Grund der Intervention der spanischen Botschaft nicht wie von der Universitätsdirektion ausdrücklich gewünscht um ein zweites Jahr verlängert worden ist. Ponsatí war dieser Lehrstuhl im Rahmen des Stipendiums Prinz von Asturien zuerkannt worden, das unter spanischen Wissenschaftern als das begehrteste Stipendium gilt. Die Wissenschaftlerin hatte - auf Wunsch der Universität Georgetown - vor einigen Monaten an einer Fernsehdiskussion von
Aljazeera USA teilgenommen und dabei erklärt, dass sie die Idee eines unabhängigen Kataloniens unterstütze. Im Interview bezeichnete sich die Wissenschafterin als Opfer einer Säuberungspolitik, die das Ziel habe, im Ausland spanien-kritische katalanische Wissenschafter zum Schweigen zu bringen.
Ironie am Rande: Das Stipendium wird zu 100% aus Mitteln einer Unternehmensstiftung finanziert. Der spanische Staat steuert dazu keinen Cent bei, das Erziehungsministerium hat allerdings bei der Stipendiumsvergabe das Entscheidungsrecht. Auf Nachfrage von Journalisten zu diesem Fall erklärte Aussenminister José Manuel García-Margallo in überraschender Offenheit, dass die spanischen Botschaften es nicht erlauben werden, dass Gastprofessuren im Ausland dazu missbraucht würden, Sezessionsprozesse in Gang zu bringen.


Hans Bösch

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