Donnerstag, 31. Juli 2014

Die Falange stürmt das Rathaus von Cardedeu





Am Morgen des 15. Mai haben Unbekannte das Rathaus von Cardedeu (Vallès Occidental) gestürmt um die spanische Flagge und ein Banner mit der drohenden Aufschrift “Spanien wird diskutiert, es wird verteidigt” zu hissen.

Die Gruppe “La España en Marcha”, die mit der spanischen Falange (Falange Española, FE) verbunden ist, hat die Aktion für sich beansprucht. Wieder hat sich die Straflosigkeit mit der diese Gruppen agieren bestätigt. Nur ein paar Tage vorher haben andere Unbekannte einen der drei Äste der Kiefer in der Nähe von Braga (Pi de les Tres Branques) abgesägt, die seit dem Beginn des Jahrhunderts für die Einigkeit der katalanisch-valenzianischsprachigen Gebiete steht.

Spanische Sprache

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Samstag, 19. Juli 2014

Quo Vadis Katalonien?



Salvo von den Kölschen Libertariern und Herr Pujol

von Salvatore Genovese und Moritz Gillmair

Am Donnerstag, dem 22. Mai 2014 fand im Excelsior Hotel Ernst in Köln die Veranstaltung mit dem Titel „Quo vadis Katalonien?“ organisiert vom Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln – Barcelona e.V. sowie vom Kölner Presseclub statt.

Die Vorrede hielt Professor Tilbert Dídac Stegmann, Professor für Romanistik und Experte für Katalanistik. Ehrengast war der ehemalige und langjährige Präsident der Autonomen Region Kataloniens, Jordí Pujol i Soley, der für einige Tage über die katalanische Frage in Bonn und Köln referierte.

Bei der Einführung in die Frage nach der Unabhängigkeit Kataloniens beleuchtete Herr Stegemann das Thema aus verschiedenen Perspektiven.Er verglich die Situation zwischen Spanien und Katalonien mit einer möglichen Trennung letzteren, als Scheidung einer Ehe. Wenn in einer Ehe, einer der Parteien nicht mehr mit dem anderen Zusammenleben möchte, so entscheidet ein Gericht darüber und scheidet die Ehe. Dadurch kann für beide Seiten Neutralität hergestellt werden oder sogar Frieden geschlossen werden.

Im Falle Kataloniens und Spaniens bedeutet, dass Katalonien gewillt ist sich friedlich zu trennen, wohingegen Spanien sich auf die Verfassung beruft, insbesondere auf das jakobinische Prinzip der Unteilbarkeit welches in der Verfassung festgelegt ist. Falls der katalanische Volksentscheid positiv ausfällt, würde Spanien lediglich übrig bleiben das Resultat zu akzeptieren.

Der Vorredner erwähnte auch historische Daten, die die geschichtlichen Gründe Kataloniens für seine Unabhängigkeitsbestrebungen deutlich machten.

Im Jahr 1714 wurde die Region Katalonien durch Spanien unterworfen und annektiert.

Die Diktatur Francos und der damit folgende Zentralismus hat die Eigenheiten der katalanische Kultur und Sprache versucht aus zu löschen.

Im Jahre 1978 mit der Etablierung der jungen Demokratie, aber blieb aus katalanischer Sicht ein Damoklesschwert über Spanien. Der militärische Putschversuch im Februar 1981 machte dies deutlich.

Die Tücken der institutionellen Architektur wurden mit der Bezeichnung café para todos getauft. Ein Föderalismus am Beispiel Deutschlands oder Österreichs mit dem Länderprinzip hätten in einer Föderation durch den geschichtlichen Ursprung in Spanien, Galizien, Baskenland und Katalonien strukturiert werden müssen. Jedoch ist man eher einem französischen Modell mit Departments gefolgt, welche die jakobinische Vorherrschaft Madrids zementierte. Man hat schlicht und ergreifend den Dezentralisierungsgedanken genau gegenteilig umgesetzt. Katalonien wurde seiner Autonomie beraubt, sowie nicht als Partner auf Augenhöhe anerkannt. Im Gegenteil zum Baskenland, welches über eine starke steuerliche Autonomie verfügt.

Um auf den Ehevergleich zurückzukommen: der spanische Ehemann sagt seiner katalanischen Frau: „du hast kein Recht dich von mir zu trennen. Du überschätzt deine Freiheit. Deine Freiheit ist begrenzt.“ Einmal verheiratet gibt es keinen Weg zurück. So etwas hatte früher die katholische Kirche vertreten. Auf die Situation übertragen übernimmt diese Rolle die spanische Verfassung. Wie bereits erwähnt, die Katalanen sind kein Partner auf Augenhöhe. Man behauptet Katalonien ist keine Nation wie Spanien, deshalb verhandelt man nicht.

Katalanen widersprechen vehement den Gegnern ihrer Bestrebung, die auf Selbstbestimmung abzielt. Schließlich erfüllt Katalonien durch eine eigene Sprache und Kultur die Aspekte, welche oft als Kriterien für eine Nation angeführt werden. Darüber hinaus sehen Katalanen sogar mehr Nachteile als Teil Spaniens zu gehören und streben an endlich wieder selbstbestimmt handeln zu dürfen, neue Wege zu gehen und ein Teil der europäischen Gemeinschaft zu werden.

Seiner Einschätzung nach sind die Katalanen an einem fortschrittlichen Punkt angelangt, an dem es für sie kein Zurück mehr gibt, ohne die eigene Würde zu verlieren. Professor Stegmann unterstreicht, dass immer mehr Katalanen von dieser Idee überzeugt sind.

Er beendet seine Ausführungen nicht ohne Absicht die Frage der Unabhängigkeit Kataloniens mit einer Scheidung als Vergleich ausgewählt zu haben. Er betont es gibt gewaltige Unterschiede hinsichtlich dieses Konflikts. Spanien argumentiert mit juristischen Argumentationen, die zur Folge haben, dass die Katalanen nicht als Partner angesehen werden und man Verhandlungen ablehnt.

Zudem gibt es einen Unterschied: Mann und Frau haben beide einen gleichberichtigten Zugang zu einem Richter. Der Zugang bei Spanien und Katalonien steht dabei diametral gegenüber.

In Jordí Pujol Vortrag, in er circa 90 Minuten referierte, sprach dabei über verschiedene Themen. Im Folgenden soll ein Bild über das wesentliche gezeichnet werden. Die wichtigsten Themen waren dabei hauptsächlich die Unabhängigkeit Kataloniens, Beziehungen und Fragen mit Spanien sowie zur Europäischen Union.

Pujol begann damit seinen eigenen politischen Weg zu beschreiben. Seit dem 28. Lebensjahr bis zum Jahr 2000 war er gegen die Unabhängigkeit von Katalonien. (Die Entwicklung kann man in seinem Buch nachlesen „Residuals o independents? Quan es trenquen els ponts“) Wie kam es zum Umschwung seiner Idee, hin zum Sezessionismus?

Jordí Pujol erklärte hierzu: Seit der Demokratisierung 1978, waren die Katalanen heilfroh, dass sie die Diktatur unter Franco überlebt hatten. Sie standen zur Verfügung als man ein gemeinsames spanisches Projekt zur Konsolidierung verabschiedete, welches nicht nur demokratisch war, sondern auch sozial und wirtschaftlich. Pujol unterstreicht dieses Argument des Öfteren mit einem gewissen Stolz, das Katalonien seinen Beitrag dazu geleistet hat. (Dabei kommen Bedenken auf, was Spanien zu Katalonien beigetragen hat, wenn man davon sprechen kann.)

Nichtsdestotrotz stand Katalonien zur Verfügung auch um Spanien als multikulturellen Staat am Leben zu erhalten. Pujol erinnert zeitgleich daran, dass die letzte Krise Spaniens, im katalanischen Empfinden besonders eingeprägt hat. In den letzten Jahren hat sich die Lage für Katalonien verschlechtert, weil immer weniger die Entscheidungen aus Madrid geteilt werden. Einer der Gründe ist die zwanghafte „Solidarität“ Kataloniens mit Spanien, da Katalonien durch den spanischen Finanzausgleich für eine steuerliche Umverteilung sorgt, die circa 8% des BIP Kataloniens ausmacht und einer Summe von circa 16 Milliarden Euro entspricht. Laut Pujol ist zudem seit 2003 die politische Einstellung zunehmend antikatalanisch geprägt in Spanien. Einer der Schlüsselereignisse ist die die Entscheidung des spanischen Verfassungsgerichts von 2010, was die bereits beschlossene sowie neuverhandelte Autonomie und Besänftigung des Konflikts, zu Fall brachte. ( „Drohen zwischen Katalonien und Spanien belgische Zustände?“ http://www.heise.de/tp/artikel/32/32925/1.html)

Über Europa und über die EU, beschreibt sich Jordí Pujol selbst als „europäischen Patrioten“ und erklärte ebenfalls, dass als Spanien 1985 in die EWG eintrat die Katalanen am meisten pro-europäisch und wohlwollend gegenüber des Integrationsprozesses auf dem europäischen Kontinent waren. Während dessen stand der Rest des Landes diesem Projekt eher halbherzig gegenüber. Er stellt aber fest, dass die Bilanz für Katalonien negativ sei. (Genauer äußert er sich in diesem Interview mit der Deutschen Welle in Spanisch: http://www.jordipujol.cat/ca/cejp/articles/15488, S. 6)

Zum Referendum über die Unabhängigkeit, welches am 9. November diesen Jahres stattfinden soll, erklärt er, dass die politischen Parteien, die die Unabhängigkeit Kataloniens fordern, dieses unbesorgt durchsetzen können, da es weder gegen die Verfassung noch gegen das Recht verstößt. Das „Ja“ würde bei der Wahl letztlich obsiegen.

Zu guter Letzt schließt er mit drei Abschlussanmerkungen:

Erstens: Katalonien hat die Fähigkeit Menschen mit Immigrationshintergrund zu integrieren. Die Integration ist eine vitale Kraft. Katalonien hatte stets ein Land , welches große Einwanderungsströme hatte und praktiziert de facto das ius soli statt ius sanguinisi.

Jeder der Katalane sein will, kann es ohne jegliche Probleme werden. Katalonien ist ein dynamisches Land, mit einem natürlichen Empfinden für Unabhängigkeit, die nicht nur finanziellen und wirtschaftlichen Ursprung haben, sondern auch eine kulturelle Identität, die offen ist.

Zweitens: Pujol fürchtet, dass die Erinnerung an die Vergangenheit insbesondere als das Sprechen von katalanisch verfolgt wurde in Zukunft vergessen werden wird. Deshalb soll man zum jetzigen Zeitpunkt fortschreiten und für die Unabhängigkeit kämpfen, sodass der Freiheitsstreben nicht verloren geht.

Drittens und letztlich gäbe es laut Pujol nur drei Institutionen in Spanien, die wirklich funktionieren. Dazu zählt er Polizei, Guardia Civil und das Militär. Beim Militär betont er jedoch, dass dieses weitgehend nicht mehr politisch agiert.

Weitere Links zur Information:

„Geschichte Kataloniens und der Katalanischen Länder“: http://www.uni-frankfurt.de/44860878/Katalanische_Geschichte?

Situation in Katalonien: http://www.anc-deutschland.cat/?p=577

„Pujol duelliert sich mit Beck“: http://www.general-anzeiger-bonn.de/thema/europawahl/Pujol-duelliert-sich-mit-Beck-Poettering-stellt-Buch-vor-article1355393.html?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F&fromt=yes

„Dimensionen der europäischen Integration – zwischen Separatismus, Populismus und Regionalismus“ http://www.bapp-bonn.de/veranstaltungen/378-dimensionen-der-europaeischen-integration

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Freitag, 11. Juli 2014

Katalonien zeigt seine Solidarität mit Jaume Sastre, der sich im Hungerstreik befindet, um den Katalanischunterricht auf den balearischen Inseln zu verteidigen



Helft Katalonien hat auf den sozialen Netzwerken eine Kampagne angestoßen, die darin besteht, ein Foto von sich mit einem Schild mit der Aufschrift “#Solidarity with #HungerStrikeForCatalan” (Solidarität mit dem Hungerstreik fürs Katalanische) zu machen, um Solidarität mit dem Protest zugunsten der Sprache zu zeigen, der sich auf den Balearen entwickelt; und auch mit dem Hungerstreik für Unterricht auf Katalanisch, für die Verteidigung der Immersion und um international bekannt zu machen, wie unsere Sprache im spanischen Staat leidet. Die Kampagne hat die Aufmerksamkeit von Journalisten erregt, die nicht wissen, dass die Sprache, die in Gegenden wie Valencia und Mallorca gesprochen wird, die selbe ist, wie die in Katalonien.

Unter den Unterstützern finden sich auch bekannte Persönlichkeiten wie die Europaabgeordneten von katalanischen Parteien: Ernest Urtasun der ICV, Ramon Tremosa der CiU und Josep Ma Terricabras der ERC; außerdem Joanjo Puigcorbé, Otto Ozzols vor dem Freiheitsdenkmal in Riga, Joan Herrera, Dolors Camats, Ester Capella, Agustí Colomines, Quim Arrufat,...


Mehr Informationen über die Kampagne finden Sie auf: www.helpcatalonia.cat

Das Schild können Sie auf http://www.helpcatalonia.cat/2014/05/selfie-for-solidarity-with.html herunterladen und viele der bereits geschossenen Fotos im Facebook-Album auf https://www.facebook.com/Helpcatalonia/media_set?set=a.821243457887799&type=1 anschauen.

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Montag, 7. Juli 2014

Die spanische Polizei überwacht die Partei des Präsidenten Kataloniens


Am Montag, den 10. März, hat der Sicherheitsdienst des Hauptsitzes der Partei Convergència Democràtica de Catalunya die Anwesenheit drei verdächtiger Personen in der Umgebung des Gebäudes festgestellt. Diese Personen, die in Zivil gekleidet und eindeutig auf Überwachung aus waren, notierten jedes Mal, wenn jemand die Parteizentrale betrat oder verließ. Diese Situation dauerte drei Tage an, bis der Sicherheitsdienst die katalanische Polizei hinzurief, damit diese sie darum beten, sich zu identifizieren.

Es handelte sich um drei spanische Polizisten, die, wie sie selbst sagten, einige Verdächtige eines geheimen Falles beobachteten. Bis heute wurde der angebliche Gerichtsbeschluss für diese Ermittlung nicht öffentlich gemacht. 

Die spanische Polizei behauptet, dass es lächerlich ist zu glauben, dass sie den Parteihauptsitz ausspionierten. Aber schon im Oktober 2013 beschuldigte die katalanische Regierung das CNI (“Centre Nacional d’Intel·ligència”, Nationales Nachrichtendienstzentrum) bereits eines “schmutzigen Krieges”. In der Tat macht die spanische Polizei schon seit einiger Zeit Probleme in Katalonien.

Im Januar 2011 berichteten mehrere Medien darüber, dass das CNI dort Auftritt, um “die Unabhängigkeit Kataloniens zu vermeiden” und unter anderem die Telefone von katalanischen Politikern und anderen hohen Angestellten abzuhören. 

Während des Regionalwahlkampfes im November 2012 verbreitete die Polizei ein Dokument mit schweren falschen Anschuldigungen über die Parteiführer der katalanischen Regierung. Bis heute wurde im Innenministerium niemand gefunden, der für diese falschen Angaben verantwortlich gemacht wurde. 

Im Februar 2013 wurde bekannt, dass 150 Polizisten der Aufgabe mit einem Budget von zehn Millionen Euro zugeordnet wurden, Maßnahmen zu unterstützen, die den Unabhängigkeitsprozess “destabilisieren”. 

Andere Male gelangten die vom CNI gesammelten Informationen (und vermutlich auch Gelder) zu einer bestimmten privaten Organisation, um Beschwerden zu den Gerichten zu bringen. Mit den Anschuldigungen dieser Organisation wurde dazu aufgerufen, vor Gericht über die katalanischen Politiker der Regierungspartei auszusagen. Es gibt Leute, die diese Tatsachen auf die Beschwerde gegen den FC Barcelona bezüglich des Vertrags mit dem Spieler Neymar beziehen. Das ist nicht überraschend, denn in den Beschwerden wird genau diese private Organisation genannt.

Die destabilisierenden Aktionen beinhalten auch kleine Gemeinden, die einer Nichtregierungsorganisationen wie “Municipis per la Independència” (Gemeinden für die Unabhängigkeit) angehören oder Beschwerden über den Präsidenten Kataloniens wegen Volksverhetzung. 

Es scheint klar, dass die spanische Polizei in den kommenden Monaten die katalanische Gesellschaft durchforsten wird und jedes Dokument oder Tat ans Licht bringen wird, die Zweifel an der Zuverlässigkeit einer Person oder Institution auslösen können, die Sympathie für den Selbstbestimmungsprozess des katalanischen Volkes zeigt. 


Xavier Ayneto

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Samstag, 5. Juli 2014

Ein Polizist prahlt mit dem faschistischen Angriff auf die Delegation der Regierung in Madrid


Er fotografierte sich mit einem T-Shirt der Unterstützung der Angreifer -- Das Foto wurde auf der Seite von Democracia Nacional auf Facebook gepostet

“Es gibt Bilder, die mehr als tausend Worte aussagen. Bilder, die in keiner Nachrichtensendung gezeigt werden. Bilder, die zeigen, dass nichts vergessen wird und die uns dazu bringen, weiter für die Zukunft, die wir wollen und die uns zusteht, zu kämpfen. Kein Schritt zurück!” Mit diesem Text hat die rechtsextreme Gruppierung Democracia Nacional das Foto eines Polizisten veröffentlicht, der ein T-Shirt trägt, das den faschistischen Angriff des vergangenen 11. September (katalanischer Nationalfeiertag) auf die Delegation der Generalitat in Madrid gutheißt. 

Das Foto hat dieser selbst von sich vor einem Spiegel gemacht: es zeigt den Fotografierenden, der seine Polizeiuniform hochhebt, um ein T-Shirt mit dem Aufdruck “Blanquerna Style” und dem Bild eines der vermummten Angreifer zu zeigen.

Ein Festakt anlässlich des katalanischen Nationalfeiertags im Kulturzentrum Blanquerna, der Vertretung der Regierung der Generalitat in Madrid, wurde von einer rechtsextremen Gruppe gewalttätig unterbrochen und einige Teilnehmer wurden angegriffen, unter ihnen auch Parlamentsmitglieder. Sie warfen eine katalanische Flagge und das Rednerpult auf den Boden und richteten weitere Schäden an. Bevor sie sich wieder entfernten, setzten sie Tränengas ein. All dies, während sie riefen: “Lasst euch nicht täuschen, Katalonien ist Spanien”. Der Richter ließ sie am nächsten Tag frei mit der Begründung, dass sie inhaftiert waren.

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Samstag, 28. Juni 2014

Google bezeichnet das Katalanische als eine der zehn aktivsten Sprachen der Welt


Vertreter der amerikanischen Firma betonen die große Präsenz der Sprache im Verhältnis zur Anzahl ihrer Sprecher

Das Katalanische befindet sich bereits unter den zehn aktivsten Sprachen der Welt. Dies haben die Vertreter der Firma Google in einer Präsentation im Rahmen des zweiten Convit-Kongress bestätigt, der in Reus stattfand und der die Themen Unternehmen, Sprache und Immigration behandelt. Die Angestellten der amerikanischen Firma betonten die große Präsenz der Sprache im Verhältnis zur Anzahl ihrer Sprecher -- 10 Millionen Menschen -- und erklärten die Unterschiede im Ranking zwischen den Sprachen, die auch außerhalb ihrer territorialen Grenzen aktiv sind und denen, die nur innerhalb der eigenen Landesgrenzen Aktivität zeigen. 

Außerdem haben die Vertreter von Google darauf hingewiesen, dass in einer Weltfirma wie ihrer die Mehrsprachigkeit etwas ganz natürliches ist und dass es normal ist, von Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, umgeben zu sein.

Josep M. Canyelles schreibt in seinem Blog “Responsabilitat Global”: “zwischen den kuriosen Daten die sie mitgebracht haben, hat der Vertreter der Firma Google, Luis Collado (Leiter von Google Books und Google News in Spanien und Portugal), hervorgehoben, dass das Katalanische sich im Ranking der Sprachpräsenz der westlichen/internationalen Sprachen zwischen dem 10. und 15. Platz befindet. Die Position ist nicht genau angegeben, da sie sich über die Zeit hinweg verändern kann, aber man kann nicht wirklich sagen, dass das Niveau der Präsenz enorm hoch ist, wenn man es in Relation setzt mit der Anzahl von 10 Millionen Sprechern. Man sollte dazusagen, dass Google in diesem Ranking zwischen den Sprachen unterscheidet, die über die Landesgrenzen hinweg aktiv sind und denen, die nur innerhalb dieser Aktivität zeigen. In diesem Sinne ist das Katalanische Teil des Rankings der internationalen Sprachen.
Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch

Àlvar Llobet



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Dienstag, 24. Juni 2014

Spanische Justiz setzt katalanische SchuldirektorInnen massiv unter Druck

Man stelle sich folgenden Fall vor: Eine Schweizer Familie, wohnhaft in Zürich, zieht vor Gericht, weil sie erreichen möchte, dass ihre Kinder den Schulunterricht auf Französisch erhalten. Ihr Wunsch stieße vermutlich auf taube Richterohren, zumal es in der Schweiz die Kantone sind, die die jeweilige Unterrichtssprache festlegen, und zwar in der Regel die Amtssprache des Schulortes. Ein absurdes Ansinnen also, möchte man meinen.
Nicht so in Spanien, genauer gesagt in Katalonien. Aber der Reihe nach: Nachdem die katalanische Sprache während der fast 40 Jahre dauernden Franco-Diktatur im gesamten öffentlichen Leben, also auch an Kataloniens Schulen verboten war, sprach 1978 das spanische Parlament dem Katalanischen den Status der “landeseigenen Sprache Kataloniens, auch in allen schulischen Bereichen” zu. Katalanisch wurde damit zur Unterrichtssprache Kataloniens. In den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelte sich das katalanische Modell der sprachlichen Immersion, also des “Eintauchens” aller Schüler und Schülerinnen in die katalanische Sprache, zum wirkungsvollsten Werkzeug gesellschaftlicher Integration. Das katalanische Modell wurde denn auch 2008 von einer Expertenkommission des Europarates als vorbildlich bezeichnet. Kein Wunder also, dass dieses Modell den spanischen Fundamentalisten schon immer ein Dorn im Auge war.
So überraschte es wenig, als fünf Eltern in Barcelona, massiv unterstützt von einer resolut antikatalanischen Bürgerinitiative, mit der Forderung vor Gericht gingen, dass ihre Kinder in spanischer Sprache unterrichtet werden sollen. In diesem Zusammenhang muss man auch wissen, dass die Gerichte Kataloniens dem spanischen Staat unterstehen und die RichterInnen direkt von Madrid aus ernannt werden. In seinem Urteil hat der zuständige Richter in der Zwischenzeit verfügt, dass die Kinder der klagenden Eltern ein Recht darauf haben, mindestens 25% des Unterrichts - den Spanischunterricht nicht miteingerechnet – in spanischer Sprache zu erhalten. Dazu kommt noch, dass den DirektorInnen der betroffenen Schulen höchstpersönlich - nicht etwa der zuständigen Unterrichtsbehörde - ein Ultimatum gestellt wurde, innerhalb eines Monats diesen Gerichtsbeschluss an ihren Schulen umzusetzen und dem Gericht darüber Bericht zu erstatten.

Dass es der Justiz bei der Urteilsfindung wohl kaum darum gegangen ist, bei den SchülerInnen Kataloniens allfällige Spanischdefizite kompensieren zu wollen, beweist übrigens die Tatsache, dass sie bei den periodisch stattfindenden Leistungstests sogar immer leicht über dem Niveau jener SchülerInnen liegen, die in den ausschließlich spanischsprachigen Regionen zur Schule gehen.
Die zuständige katalanische Unterrichtsministerin Irene Rigau sieht hinter diesem Urteil denn auch politische Interessen und stellt dazu fest: “Es kann nicht sein, dass wegen acht von insgesamt 1,2 Millionen Schulkindern ein erfolgreiches Modell außer Kraft gesetzt wird.” Denn dieses Urteil bedeutet in der Praxis, dass diese Weisung in Kraft tritt, sobald die Eltern auch nur eines einzigen Kindes dieses Recht einfordern. Wahrlich ein demokratiepolitischer Geniestrei

Hans Bösch

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Samstag, 21. Juni 2014

Heute und heute vor 75 Jahren

Heute vor 75 Jahren marschierten die Truppen General Francos nach fast dreijährigem Bürgerkrieg in Barcelona ein und legten damit den Grundstein zu einer mehr als 35-jährigen Diktatur, deren Terrorregime Katalonien vermutlich mehr als jede andere Region Spaniens erleiden musste. Um so erstaunlicher mag es klingen, dass im Jahre 2014, und zwar im Zusammenhang mit der aktuellen katalanischen Unabhängigkeitsdebatte, im spanischen Fernsehen ranghohe pensionierte Militärs sich wieder ungeniert und ungestraft Gedanken darüber machen, über welche Einfahrtsschneise sie dieses Mal Panzer ins Stadtzentrum Barcelonas rollen liessen. Und das nur, weil eine grosse Mehrheit des katalanischen Parlaments unlängst beschlossen hat, in einem Referendum die Bevölkerung über einen Weiterverbleib bei Spanien entscheiden zu lassen.
Angesichts solcher Exzesse haben pro-spanische Kreise, die in dieser Frage mit mehr politischem Fingerspitzengefühl agieren, grosse Hoffnungen auf dieses Wochenende gesetzt. Der spanische Ministerpräsident Rajoy und zahlreiche Minister hatten die Parteibasis zu einem Treffen nach Barcelona geladen. Die Wahl der katalanischen Hauptstadt wurde im Vorfeld dieser Zusammenkunft von vielen Politikbeobachtern als Signal gedeutet, dass Rajoy an Ort und Stelle die Gelegenheit nutzen wolle, der katalanischen Bevölkerung einen Verbleib bei Spanien schmackhaft zu machen. Alle Umfragen gehen nämlich davon aus, dass die Unentschlossenen bei dem für 9. November angesetzten Referendum das Zünglein an der Waage sein werden.

Diese Erwartungen sind aber bitter enttäuscht worden. “Solange ich Präsident bin,” polterte gestern Abend der spanische Ministerpräsident in seiner Abschlussrede, “wird in Katalonien kein Unabhängigkeits-Referendum stattfinden!” Und zum wiederholten Male kündigte er an, das mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Statt Dialogbereitschaft wenigstens zu signalisieren, haben dieses Wochenende er und seine Getreuen noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Allen voran Generalsekretärin María Dolores de Cospedal, die allen Ernstes erklärte, dass ihre Partei “die Zerschlagung
Spaniens mit Machetenhieben” nicht dulden werde. Was die PP-Parteistrategen nicht zu merken scheinen, ist allerdings die Tatsache, dass solch verbales Säbelrasseln dem Lager der Separatisten ungebremsten Zulauf beschert. Tatsächlich stecken Rajoy und die Seinen nämlich in einem ausweglosen Dilemma: Um von den Scharfmachern und Hetzern in einflussreichen spanischen Medien weiterhin geliebt zu werden, müssen sie die Vorurteile gegen Katalonien ständig neu befeuern - mit der Nebenwirkung, dass sich in Katalonien immer mehr Leute erschreckt von ihnen abwenden.
Im Gegensatz dazu hat vergangene Woche der katalanische Ministerpräsident Artur Mas in einem BBC-Interview den spanischen und den britischen Weg miteinander verglichen und sein spanisches Gegenüber dazu aufgefordert, der katalanischen Bevölkerung endlich zu
erklären, warum sie bei Spanien
bleiben solle, statt immer nur die rhetorische Keule zu schwingen und zu allen katalanischen Vorschlägen und Forderungen mantrahaft Nein zu sagen.
Wie auch immer, unabhängig davon, wie man zur katalanischen Frage stehen mag, kann man sich beim Ansehen dieses 6-minütigen Fernsehinterviews zumindest davon vergewissern, dass der Leibhaftige anders aussieht!

Hans Bösch

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Mittwoch, 18. Juni 2014

Katalonien: Geld oder Identität

An die Friedrich elbert Stiftung, Berlin.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mit etwas Verspätung habe ich die Studie „Katalonien: Geld oder Identität“ von Ihrem Mitarbeiter Michael Ehrke, Chef Ihres Madrider Büros, lesen können. Meiner Meinung nach kommen in der Studie einige Ungenauigkeiten und problematische Interpretationen vor, die für eine objektive Beurteilung des Problems nicht dienlich sind. Erlauben Sie mir deshalb, dazu Stellung zu nehmen, und ich bitte von vorn herein um Entschuldigung, wenn diese Stellungnahme etwas zu lang wird, aber der Text von Herrn Ehrke lässt nichts anderes zu.

Herr Ehrke behauptet, dass die Gründe der Katalanen sich als Nation zu betrachten (er nennt es „die historische Narrative“) folgende sind: „...die höhere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die ältere und „echtere“ Zugehörigkeit zu Europa, und die jahrhundertelange Ausbeutung der Region durch Kastilien“. Als nationale Differenzierungsmerkmale trifft aber keiner der drei Gründe zu. Ich stimme Herr Ehrke zu, wenn er sagt, dass für die Bestimmung eines Kollektivs als Nation keine objektiven Kriterien gäbe. Es hat aber nur dieses Kollektiv das Recht, sich als Nation zu betrachten und niemand ausserhalb ist befugt dieses Recht in Frage zu stellen.

In dem Fall Kataloniens besteht die „historische Narrative“ (um mit den Worten von Herrn Ehrke zu sprechen) u.a. aus folgenden zwei wichtigen Faktoren:.

1. Eine von Anfang an (d.h. seit dem Hochmittelalter) andere Entwicklung als die der anderen iberischen Völker in den Feldern: Sprache, soziale Struktur und Gesellschaftsaufbau, Traditionen und Institutionen. Es dreht sich nicht darum, ob wir dadurch besser oder schlechter als andere waren. Wir waren eben nur anders und das wurde von jederman anerkannt, auch von den anderen Staaten in der iberischen Halbinsel.

2. Das historische Gedächtnis, das Bewusstsein -weitergereicht von Generation zu Generation-, dass wir von Spanien/Kastilien nie als gleichberechtigte dazugehörige Mitglieder derselben Nation behandelt wurden, sondern (und besonders seit der gewaltsamen Eroberung während des spanischen Erbfolgekrieges) ständig als ein rebellisch störender Stamm, der mit aller Macht umgeformt und unter Kontrolle zu halten wäre. Das hat sich in den letzten 300 Jahren (Franco war nur eine besonders grausame Episode, aber keine grundsätzliche Ausnahme)in vielerlei Arten der Gewalt und Schikanen manifestiert. Z.B. in wiederholter Waffengewalt (wie Bombardierungen Barcelonas durch spanische Truppen), Verbote der Sprache und anderen Manifestationen der nationalen Identität, und in finanzielle und wirtschaftliche Benachteiligung, die fast kolonialistische Züge gehabt hat. (Die Fortschritte Kataloniens wurden nicht wegen sondern trotz der spanischen Regierungen erreicht).

Selbstverständlich ist die spanische Lesart der Geschichte anders, und darauf basieren wahrscheinlich Herr Ehrkes Theorien. Aber nur jener, der einen Schuh trägt, weiss wo der drückt. Und die heutige Stimmung in Katalonien wäre nicht möglich, wenn der Schuh nicht ganz gewaltig gedrückt hätte, sodass man endlich beschlossen hat, dass es jetzt genug ist.

Und jetzt zu einigen besonders irrigen Punkten der Studie. In der Seite 2, zweite Spalte heisst es: „Ein grosser Teil der Bürger Kataloniens sind ethnische Spanier, die eine ethnisch definierte Sezession abschrecken würde“. Die Unabhängigkeitsbewegung Katalonien ist nicht ethnisch definiert. Es kann das nicht sein, da die Katalanen ein Mischvolk sind, ein Anschwemmvolk, wo viele Völker ihre Spuren gelassen haben, die aber sich mit der Zeit immer problemlos integriert haben. Das war möglich, weil wer uns respektiert hat, von uns auch respektiert wurde. Es zählte immer nur der Beitrag zu der gemeinsamen Anstrengung das Land vorwärts zu treiben. Das ist auch heute so, und das wissen auch die spanischsprechenden Spanier, die in Katalonien leben. Deswegen (trotz der Madrider Propaganda, und bis auf einen minimalen Prozentteil) gibt es keine sozialen „ethnischen“ Spannungen in Katalonien. Es gibt in Gegenteil eine wachsende Unterstützung (auch eine organisierte) der spanischsprechenden Bevölkerung Kataloniens für das Unabhängigkeitstreben des Landes.

Etwas weiter unten stellt Herr Ehrke Behauptungen auf, die bei einem Mitarbeiter Ihrer Stiftung wirklich verwunderlich sind, auch wenn er dafür -um so schlimmer- eine sehr gelehrte Sprache benutzt. Herr Ehrke behauptet a) dass es sich nicht objektiv entscheiden lässt, ob eine Sprache eigenständig oder einen Dialekt ist. Das ist Unfug und die internationale Linguistik ist sich darüber seit vielen Jahren im Klaren. Und b) dass „Spanier, die sich länger als zwei Wochen in Katalonien aufhalten, sich grosse Mühe geben müssen, das Katalanische nicht zu verstehen, und umgekehrt“. Das ist nochmals Unfug. Ein Spanier kann nach 2 Wochen oder nach 2 Monaten (wenn er kein Sprachgenie ist) soviel vom Katalanischen verstehen wie in derselben Zeit portugiesisch oder italienisch in den jeweiligen Ländern. Vielleicht sogar weniger.

Genausowenig ist die Leistungsfähigkeit Kataloniens "das Ergebnis der Investitionsentscheidungen multinationaler Unternehmen". Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Leistungsfähigkeit Kataloniens liegt hauptsächlich in ihren kleinen und mittleren Unternehmen (das Rückgrat des Landes) und dieses wiederum ist ein Anziehungsfaktor für die internationalen Konzerne geworden.

Herr Ehrke meint, dass die Argumente der Independentisten die Phasen der Solidarität zwischen Katalaner und Kastiliern ausblenden, "etwa bei der Verteidigung der Republik im Bürgerkrieg, oder in der Transición". Dazu folgendes: Die Katalanen sind ein sehr pragmatischen Volk. Seit seine Niederlage im Jahre 1714 hat es immer präsent gehabt, dass die Kanonenübermacht bei Spanien lag, und hat immer wieder versucht sich mit Spanien zu arrangieren. Die Verteidigung der Republik war auch die Verteidigung der damals erreichten Autonomie des Landes, und bei der Transición ging es auch um eine neue Autonomie, also immer um die Wiederkehr der katalanischen Rechte und Institutionen.

Ich glaube kaum, dass Herr Ehrke in der Wirtschaftslehre sehr bewandert ist, sonst wären ihm nicht zwei Fehler passiert. Der defizitäre Fiskalsaldo Kataloniens lässt sich nicht erklären "mit dem einfachen Sachverhalt, dass die Katalanen mehr Steuer zahlen weil sie mehr Geld verdienen". Das richtig zu erläutern würde hier zu lang sein. Nur das sei bemerkt: die Katalanen beklagen sich nicht, weil sie anderen ärmeren Regionen helfen müssen. Sie beklagen sich, weil diese Hilfe von den spanischen Regierungen immer willkürlich zu hoch festgesetzt wird, und dadurch das Land, um ihre Pflichten zu erfüllen, sich immer mehr verschulden muss. Und eine Kompensation durch private Transfers ist wirtschaftlicher Unsinn. Wenn die katalanische Firmen "2011 mit dem Rest Spaniens einen Handelsbilanzüberschuss von 22 Milliarden Euro erwirtschaftet haben", haben sie auch die entsprechende Steuer dafür an Madrid abgeführt. Das ändert nichts an der fiskalischen Abwürgerung der katalanischen Autonomieregierung.

Auf der vierten Seite des Textes, meint der Autor, dass das Problem "...in erster Linie auf der Wirtschaftskrise und der Austeritätspoltik basiert". Diese sind aber nur eine Teilverschärfung des Konfliktes. Dieses ist aber viel komplizierter. Die Angriffe der Zentralregierung auf die Bildungspolitik und die Sprache werden z.B. immer ärger, wobei sich der spanische Bildungsminister J.I.Wert sich besonders unbeliebt gemacht hat. Und unsere Sprache und Kultur, für die soviele Katalanen gelitten haben und gestorben sind, liegen uns besonders am Herzen.

Über die politische Lage in Katalonien scheint Herr Ehrke auch nicht besonders gut informiert zu sein. Er meint, dass sich eine Spaltung unter den Befürwortern der Unabhängigkeit andeutet, und schreibt dass bei Artur Mas und seiner bürgerlichen CiU es in erster Linie um die materielle Besserstellung Kataloniens geht, wobei die Unabhängigkeit die ultima ratio ist. Das traf noch vor etwa zwei Jahren zu aber heute nicht mehr, nachdem alle katalanischen Versuche einer Verständigung an der negativen Haltung der spanischen Regierung gescheitert sind.

Es ist auch falsch, dass die EU und deren Mitgliedstaaten den Katalanen deutlich gemacht hätten, dass sie "nach einer einseitigen Sezession nicht mit einer schnellen Aufnahme oder dem Verbleib Kataloniens in der EU rechnen können". Das haben nur einige Beamten unter grossen Druck der Madrider Vertreter gesagt. Die Sachverständigen (auch Briten und Deutsche) haben in Gegenteil klargestellt, dass es ein nicht regulierter Fall in den europäischen Verträgen sei und eine Lösung "ad hoc" (innere Erweiterung etc.) zu finden sein würde.

Für Ihre Stiftung und für Ihre grossen Verdienste für die Demokratie in der ganzen Welt haben auch wir Katalanen die grösste Achtung und Respekt. Deswegen ist es besonders enttäuschend, wenn eine Studie, die unter Ihrer Schirmherrschaft entsteht, nicht dem Niveau entspricht, dass man von Ihrer Institution gewohnt ist, um es nicht noch drastischer auszudrücken.





Pere Grau. Hamburg
Schriftsteller und Publizist.

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Sonntag, 15. Juni 2014

Keiner zwingt euch Galizisch zu sprechen

Ich versuche immer Konflikten, die von Anfang an zum Misserfolg verurteilt sind, aus dem Weg zu gehen. Manchmal jedoch, wenn ich absurde Dinge höre, kann ich auf eine Antwort nicht verzichten.

Ich bin nicht gegen irgendeine Kultur, Sprache oder Nation, aber ich ertrage die Politik des Hasses nicht oder das Eintrichtern von absurden Phrasen in die Köpfe einfacher Leute. Die Aussagen, die sie anschließend wiederholen, können, auch wenn sie komisch klingen, sehr gefährlich werden.
Auch wenn der Dialog, den ich mit einem Galizier führte, ziemlich gewohnt ist, verspür ich immer noch den Druck ihn kurz zu reflektieren.
Als er sich mir näherte stellte er mir eine Frage, die ich nicht verstand. Er machte einen normalen Eindruck, als hätte er wirklich eine offene Frage. Ich konnte nicht wissen, dass er Galizier war. Ich nehme an, dass man dies nicht anhand einer bestimmten Frisur oder der Form der Lippen beim sprechen erraten könne. Ich bin nicht Sherlock Holmes.


Freundlich sagte ich ihm, ich hätte ihn nicht verstanden und bat ihn, die Frage zu wiederholen. Unbewusst sprach ich auf Katalanisch, da es die Sprache ist, die ich gewöhnlich benutze. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass Worte der Höflichkeit für ihn der Köder eines großen Fischs wären. Es war der Fisch des Hasses und der Frustration über die gesamte Kultur, in dem sich der galizische Typ wiederfand.
„Sie zwingen mich Katalanisch zu sprechen“, fing er an zu schreien. „In Galizien zwingen wir niemanden Galizisch zu sprechen und hier wollen sie immer alle dazu zwingen Katalanisch zu sprechen.“


„Wer zwingt Dich?“ Ich versuchte den Kern des Problems zu verstehen. Aber der Typ hörte nicht auf zu schreien und es war unmöglich eine fruchtende Unterhaltung mit ihm zu führen.


„Sprich mit mir auf Galizisch oder Mandarin, wenn du kannst, denn je mehr Sprachen wir wissen, desto reicher sind wir.“ Ich versuchte ihn zu beruhigen, aber es gab keine Möglichkeit mit ihm zu kommunizieren. Er wiederholte nur andauernd dieselben Sätze. Schließlich warf ich ihm einen Blick der Gleichgültigkeit zu und ging um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
Es tut mir leid, dass ich nicht auf eine Antwort, wer ihn zum Katalanisch sprechen zwingen wollte, bestand. Alle Katalanen, nehme ich an. Oder wie sie ihn dazu genötigt hätten. Aber ich schlussfolgere, dass weder der Zwang noch der Druck sehr stark gewesen sein mussten, denn der galizische Typ schien nicht ein Wort Katalanisch zu können, weder der Höflichkeit, noch der Unfreundlichkeit.




Anita Janczak


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