Montag, 7. Juli 2014

Pep Guardiola: “Katalonien ist meine Heimat und ist nicht Spanien”


In einer Reportage, die der deutsche öffentlich-rechtliche Sender ZDF ausgestrahlt hat, wurde dem katalanischen Trainer der Satz: “Katalonien ist meine Heimat und Katalonien ist nicht Spanien” in den Mund gelegt, obwohl er dies nicht wörtlich gesagt hat. 





Der Journalist, der die Reportage ausgeführt hat , ist nach Santpedor, dem Geburtsort von Guardiola, gegangen und hat Teile von anderen Videos gesammelt -- wie zum Beispiel eines von La Sexta, in dem der Ex-Trainer des FC Barcelona sagte, dass “[sein] Land Katalonien ist und wenn [er] für Spanien spielte, dann nur, weil die katalanische Nationalmannschaft nicht an internationalen Wettkämpfen teilnehmen kann.”

Der aktuelle Trainer von Bayern München hat den Journalisten Francesc Garriga -- auf den die UEFA die Aufmerksamkeit gelenkt hat, weil er eine Frage auf Katalanisch stellte -- dazu aufgefordert, dies wieder zu tun. 
“Weil die UEFA mich am Vortag ermahnt hat, weil ich auf Katalanisch fragte, mache ich es heute auf Spanisch.” - “Du irrst dich, du kannst es ruhig auf Katalanisch tun,” antwortete Pep Guardiola. Beim Fernsehsender Esport 3 kann man den Dialog sehen, der im Pressesaal des Stadion Santiago Bernabéu zustandekam.

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Die spanische Polizei überwacht die Partei des Präsidenten Kataloniens



Am Montag, den 10. März, hat der Sicherheitsdienst des Hauptsitzes der Partei Convergència Democràtica de Catalunya die Anwesenheit drei verdächtiger Personen in der Umgebung des Gebäudes festgestellt. Diese Personen, die in Zivil gekleidet und eindeutig auf Überwachung aus waren, notierten jedes Mal, wenn jemand die Parteizentrale betrat oder verließ. Diese Situation dauerte drei Tage an, bis der Sicherheitsdienst die katalanische Polizei hinzurief, damit diese sie darum beten, sich zu identifizieren.

Es handelte sich um drei spanische Polizisten, die, wie sie selbst sagten, einige Verdächtige eines geheimen Falles beobachteten. Bis heute wurde der angebliche Gerichtsbeschluss für diese Ermittlung nicht öffentlich gemacht.

Die spanische Polizei behauptet, dass es lächerlich ist zu glauben, dass sie den Parteihauptsitz ausspionierten. Aber schon im Oktober 2013 beschuldigte die katalanische Regierung das CNI (“Centre Nacional d’Intel·ligència”, Nationales Nachrichtendienstzentrum) bereits eines “schmutzigen Krieges”. In der Tat macht die spanische Polizei schon seit einiger Zeit Probleme in Katalonien.

Im Januar 2011 berichteten mehrere Medien darüber, dass das CNI dort Auftritt, um “die Unabhängigkeit Kataloniens zu vermeiden” und unter anderem die Telefone von katalanischen Politikern und anderen hohen Angestellten abzuhören.

Während des Regionalwahlkampfes im November 2012 verbreitete die Polizei ein Dokument mit schweren falschen Anschuldigungen über die Parteiführer der katalanischen Regierung. Bis heute wurde im Innenministerium niemand gefunden, der für diese falschen Angaben verantwortlich gemacht wurde.

Im Februar 2013 wurde bekannt, dass 150 Polizisten der Aufgabe mit einem Budget von zehn Millionen Euro zugeordnet wurden, Maßnahmen zu unterstützen, die den Unabhängigkeitsprozess “destabilisieren”.

Andere Male gelangten die vom CNI gesammelten Informationen (und vermutlich auch Gelder) zu einer bestimmten privaten Organisation, um Beschwerden zu den Gerichten zu bringen. Mit den Anschuldigungen dieser Organisation wurde dazu aufgerufen, vor Gericht über die katalanischen Politiker der Regierungspartei auszusagen. Es gibt Leute, die diese Tatsachen auf die Beschwerde gegen den FC Barcelona bezüglich des Vertrags mit dem Spieler Neymar beziehen. Das ist nicht überraschend, denn in den Beschwerden wird genau diese private Organisation genannt.

Die destabilisierenden Aktionen beinhalten auch kleine Gemeinden, die einer Nichtregierungsorganisationen wie “Municipis per la Independència” (Gemeinden für die Unabhängigkeit) angehören oder Beschwerden über den Präsidenten Kataloniens wegen Volksverhetzung.

Es scheint klar, dass die spanische Polizei in den kommenden Monaten die katalanische Gesellschaft durchforsten wird und jedes Dokument oder Tat ans Licht bringen wird, die Zweifel an der Zuverlässigkeit einer Person oder Institution auslösen können, die Sympathie für den Selbstbestimmungsprozess des katalanischen Volkes zeigt.

 Xavier Ayneto

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Samstag, 5. Juli 2014

Ein Polizist prahlt mit dem faschistischen Angriff auf die Delegation der Regierung in Madrid


Er fotografierte sich mit einem T-Shirt der Unterstützung der Angreifer -- Das Foto wurde auf der Seite von Democracia Nacional auf Facebook gepostet

“Es gibt Bilder, die mehr als tausend Worte aussagen. Bilder, die in keiner Nachrichtensendung gezeigt werden. Bilder, die zeigen, dass nichts vergessen wird und die uns dazu bringen, weiter für die Zukunft, die wir wollen und die uns zusteht, zu kämpfen. Kein Schritt zurück!” Mit diesem Text hat die rechtsextreme Gruppierung Democracia Nacional das Foto eines Polizisten veröffentlicht, der ein T-Shirt trägt, das den faschistischen Angriff des vergangenen 11. September (katalanischer Nationalfeiertag) auf die Delegation der Generalitat in Madrid gutheißt. 

Das Foto hat dieser selbst von sich vor einem Spiegel gemacht: es zeigt den Fotografierenden, der seine Polizeiuniform hochhebt, um ein T-Shirt mit dem Aufdruck “Blanquerna Style” und dem Bild eines der vermummten Angreifer zu zeigen.

Ein Festakt anlässlich des katalanischen Nationalfeiertags im Kulturzentrum Blanquerna, der Vertretung der Regierung der Generalitat in Madrid, wurde von einer rechtsextremen Gruppe gewalttätig unterbrochen und einige Teilnehmer wurden angegriffen, unter ihnen auch Parlamentsmitglieder. Sie warfen eine katalanische Flagge und das Rednerpult auf den Boden und richteten weitere Schäden an. Bevor sie sich wieder entfernten, setzten sie Tränengas ein. All dies, während sie riefen: “Lasst euch nicht täuschen, Katalonien ist Spanien”. Der Richter ließ sie am nächsten Tag frei mit der Begründung, dass sie inhaftiert waren.

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Samstag, 28. Juni 2014

Google bezeichnet das Katalanische als eine der zehn aktivsten Sprachen der Welt


Vertreter der amerikanischen Firma betonen die große Präsenz der Sprache im Verhältnis zur Anzahl ihrer Sprecher

Das Katalanische befindet sich bereits unter den zehn aktivsten Sprachen der Welt. Dies haben die Vertreter der Firma Google in einer Präsentation im Rahmen des zweiten Convit-Kongress bestätigt, der in Reus stattfand und der die Themen Unternehmen, Sprache und Immigration behandelt. Die Angestellten der amerikanischen Firma betonten die große Präsenz der Sprache im Verhältnis zur Anzahl ihrer Sprecher -- 10 Millionen Menschen -- und erklärten die Unterschiede im Ranking zwischen den Sprachen, die auch außerhalb ihrer territorialen Grenzen aktiv sind und denen, die nur innerhalb der eigenen Landesgrenzen Aktivität zeigen. 

Außerdem haben die Vertreter von Google darauf hingewiesen, dass in einer Weltfirma wie ihrer die Mehrsprachigkeit etwas ganz natürliches ist und dass es normal ist, von Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, umgeben zu sein.

Josep M. Canyelles schreibt in seinem Blog “Responsabilitat Global”: “zwischen den kuriosen Daten die sie mitgebracht haben, hat der Vertreter der Firma Google, Luis Collado (Leiter von Google Books und Google News in Spanien und Portugal), hervorgehoben, dass das Katalanische sich im Ranking der Sprachpräsenz der westlichen/internationalen Sprachen zwischen dem 10. und 15. Platz befindet. Die Position ist nicht genau angegeben, da sie sich über die Zeit hinweg verändern kann, aber man kann nicht wirklich sagen, dass das Niveau der Präsenz enorm hoch ist, wenn man es in Relation setzt mit der Anzahl von 10 Millionen Sprechern. Man sollte dazusagen, dass Google in diesem Ranking zwischen den Sprachen unterscheidet, die über die Landesgrenzen hinweg aktiv sind und denen, die nur innerhalb dieser Aktivität zeigen. In diesem Sinne ist das Katalanische Teil des Rankings der internationalen Sprachen.
Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch

Àlvar Llobet



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Dienstag, 24. Juni 2014

Spanische Justiz setzt katalanische SchuldirektorInnen massiv unter Druck

Man stelle sich folgenden Fall vor: Eine Schweizer Familie, wohnhaft in Zürich, zieht vor Gericht, weil sie erreichen möchte, dass ihre Kinder den Schulunterricht auf Französisch erhalten. Ihr Wunsch stieße vermutlich auf taube Richterohren, zumal es in der Schweiz die Kantone sind, die die jeweilige Unterrichtssprache festlegen, und zwar in der Regel die Amtssprache des Schulortes. Ein absurdes Ansinnen also, möchte man meinen.
Nicht so in Spanien, genauer gesagt in Katalonien. Aber der Reihe nach: Nachdem die katalanische Sprache während der fast 40 Jahre dauernden Franco-Diktatur im gesamten öffentlichen Leben, also auch an Kataloniens Schulen verboten war, sprach 1978 das spanische Parlament dem Katalanischen den Status der “landeseigenen Sprache Kataloniens, auch in allen schulischen Bereichen” zu. Katalanisch wurde damit zur Unterrichtssprache Kataloniens. In den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelte sich das katalanische Modell der sprachlichen Immersion, also des “Eintauchens” aller Schüler und Schülerinnen in die katalanische Sprache, zum wirkungsvollsten Werkzeug gesellschaftlicher Integration. Das katalanische Modell wurde denn auch 2008 von einer Expertenkommission des Europarates als vorbildlich bezeichnet. Kein Wunder also, dass dieses Modell den spanischen Fundamentalisten schon immer ein Dorn im Auge war.
So überraschte es wenig, als fünf Eltern in Barcelona, massiv unterstützt von einer resolut antikatalanischen Bürgerinitiative, mit der Forderung vor Gericht gingen, dass ihre Kinder in spanischer Sprache unterrichtet werden sollen. In diesem Zusammenhang muss man auch wissen, dass die Gerichte Kataloniens dem spanischen Staat unterstehen und die RichterInnen direkt von Madrid aus ernannt werden. In seinem Urteil hat der zuständige Richter in der Zwischenzeit verfügt, dass die Kinder der klagenden Eltern ein Recht darauf haben, mindestens 25% des Unterrichts - den Spanischunterricht nicht miteingerechnet – in spanischer Sprache zu erhalten. Dazu kommt noch, dass den DirektorInnen der betroffenen Schulen höchstpersönlich - nicht etwa der zuständigen Unterrichtsbehörde - ein Ultimatum gestellt wurde, innerhalb eines Monats diesen Gerichtsbeschluss an ihren Schulen umzusetzen und dem Gericht darüber Bericht zu erstatten.

Dass es der Justiz bei der Urteilsfindung wohl kaum darum gegangen ist, bei den SchülerInnen Kataloniens allfällige Spanischdefizite kompensieren zu wollen, beweist übrigens die Tatsache, dass sie bei den periodisch stattfindenden Leistungstests sogar immer leicht über dem Niveau jener SchülerInnen liegen, die in den ausschließlich spanischsprachigen Regionen zur Schule gehen.
Die zuständige katalanische Unterrichtsministerin Irene Rigau sieht hinter diesem Urteil denn auch politische Interessen und stellt dazu fest: “Es kann nicht sein, dass wegen acht von insgesamt 1,2 Millionen Schulkindern ein erfolgreiches Modell außer Kraft gesetzt wird.” Denn dieses Urteil bedeutet in der Praxis, dass diese Weisung in Kraft tritt, sobald die Eltern auch nur eines einzigen Kindes dieses Recht einfordern. Wahrlich ein demokratiepolitischer Geniestrei

Hans Bösch

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Samstag, 21. Juni 2014

Heute und heute vor 75 Jahren

Heute vor 75 Jahren marschierten die Truppen General Francos nach fast dreijährigem Bürgerkrieg in Barcelona ein und legten damit den Grundstein zu einer mehr als 35-jährigen Diktatur, deren Terrorregime Katalonien vermutlich mehr als jede andere Region Spaniens erleiden musste. Um so erstaunlicher mag es klingen, dass im Jahre 2014, und zwar im Zusammenhang mit der aktuellen katalanischen Unabhängigkeitsdebatte, im spanischen Fernsehen ranghohe pensionierte Militärs sich wieder ungeniert und ungestraft Gedanken darüber machen, über welche Einfahrtsschneise sie dieses Mal Panzer ins Stadtzentrum Barcelonas rollen liessen. Und das nur, weil eine grosse Mehrheit des katalanischen Parlaments unlängst beschlossen hat, in einem Referendum die Bevölkerung über einen Weiterverbleib bei Spanien entscheiden zu lassen.
Angesichts solcher Exzesse haben pro-spanische Kreise, die in dieser Frage mit mehr politischem Fingerspitzengefühl agieren, grosse Hoffnungen auf dieses Wochenende gesetzt. Der spanische Ministerpräsident Rajoy und zahlreiche Minister hatten die Parteibasis zu einem Treffen nach Barcelona geladen. Die Wahl der katalanischen Hauptstadt wurde im Vorfeld dieser Zusammenkunft von vielen Politikbeobachtern als Signal gedeutet, dass Rajoy an Ort und Stelle die Gelegenheit nutzen wolle, der katalanischen Bevölkerung einen Verbleib bei Spanien schmackhaft zu machen. Alle Umfragen gehen nämlich davon aus, dass die Unentschlossenen bei dem für 9. November angesetzten Referendum das Zünglein an der Waage sein werden.

Diese Erwartungen sind aber bitter enttäuscht worden. “Solange ich Präsident bin,” polterte gestern Abend der spanische Ministerpräsident in seiner Abschlussrede, “wird in Katalonien kein Unabhängigkeits-Referendum stattfinden!” Und zum wiederholten Male kündigte er an, das mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Statt Dialogbereitschaft wenigstens zu signalisieren, haben dieses Wochenende er und seine Getreuen noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Allen voran Generalsekretärin María Dolores de Cospedal, die allen Ernstes erklärte, dass ihre Partei “die Zerschlagung
Spaniens mit Machetenhieben” nicht dulden werde. Was die PP-Parteistrategen nicht zu merken scheinen, ist allerdings die Tatsache, dass solch verbales Säbelrasseln dem Lager der Separatisten ungebremsten Zulauf beschert. Tatsächlich stecken Rajoy und die Seinen nämlich in einem ausweglosen Dilemma: Um von den Scharfmachern und Hetzern in einflussreichen spanischen Medien weiterhin geliebt zu werden, müssen sie die Vorurteile gegen Katalonien ständig neu befeuern - mit der Nebenwirkung, dass sich in Katalonien immer mehr Leute erschreckt von ihnen abwenden.
Im Gegensatz dazu hat vergangene Woche der katalanische Ministerpräsident Artur Mas in einem BBC-Interview den spanischen und den britischen Weg miteinander verglichen und sein spanisches Gegenüber dazu aufgefordert, der katalanischen Bevölkerung endlich zu
erklären, warum sie bei Spanien
bleiben solle, statt immer nur die rhetorische Keule zu schwingen und zu allen katalanischen Vorschlägen und Forderungen mantrahaft Nein zu sagen.
Wie auch immer, unabhängig davon, wie man zur katalanischen Frage stehen mag, kann man sich beim Ansehen dieses 6-minütigen Fernsehinterviews zumindest davon vergewissern, dass der Leibhaftige anders aussieht!

Hans Bösch

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Mittwoch, 18. Juni 2014

Katalonien: Geld oder Identität

An die Friedrich elbert Stiftung, Berlin.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Mit etwas Verspätung habe ich die Studie „Katalonien: Geld oder Identität“ von Ihrem Mitarbeiter Michael Ehrke, Chef Ihres Madrider Büros, lesen können. Meiner Meinung nach kommen in der Studie einige Ungenauigkeiten und problematische Interpretationen vor, die für eine objektive Beurteilung des Problems nicht dienlich sind. Erlauben Sie mir deshalb, dazu Stellung zu nehmen, und ich bitte von vorn herein um Entschuldigung, wenn diese Stellungnahme etwas zu lang wird, aber der Text von Herrn Ehrke lässt nichts anderes zu.

Herr Ehrke behauptet, dass die Gründe der Katalanen sich als Nation zu betrachten (er nennt es „die historische Narrative“) folgende sind: „...die höhere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die ältere und „echtere“ Zugehörigkeit zu Europa, und die jahrhundertelange Ausbeutung der Region durch Kastilien“. Als nationale Differenzierungsmerkmale trifft aber keiner der drei Gründe zu. Ich stimme Herr Ehrke zu, wenn er sagt, dass für die Bestimmung eines Kollektivs als Nation keine objektiven Kriterien gäbe. Es hat aber nur dieses Kollektiv das Recht, sich als Nation zu betrachten und niemand ausserhalb ist befugt dieses Recht in Frage zu stellen.

In dem Fall Kataloniens besteht die „historische Narrative“ (um mit den Worten von Herrn Ehrke zu sprechen) u.a. aus folgenden zwei wichtigen Faktoren:.

1. Eine von Anfang an (d.h. seit dem Hochmittelalter) andere Entwicklung als die der anderen iberischen Völker in den Feldern: Sprache, soziale Struktur und Gesellschaftsaufbau, Traditionen und Institutionen. Es dreht sich nicht darum, ob wir dadurch besser oder schlechter als andere waren. Wir waren eben nur anders und das wurde von jederman anerkannt, auch von den anderen Staaten in der iberischen Halbinsel.

2. Das historische Gedächtnis, das Bewusstsein -weitergereicht von Generation zu Generation-, dass wir von Spanien/Kastilien nie als gleichberechtigte dazugehörige Mitglieder derselben Nation behandelt wurden, sondern (und besonders seit der gewaltsamen Eroberung während des spanischen Erbfolgekrieges) ständig als ein rebellisch störender Stamm, der mit aller Macht umgeformt und unter Kontrolle zu halten wäre. Das hat sich in den letzten 300 Jahren (Franco war nur eine besonders grausame Episode, aber keine grundsätzliche Ausnahme)in vielerlei Arten der Gewalt und Schikanen manifestiert. Z.B. in wiederholter Waffengewalt (wie Bombardierungen Barcelonas durch spanische Truppen), Verbote der Sprache und anderen Manifestationen der nationalen Identität, und in finanzielle und wirtschaftliche Benachteiligung, die fast kolonialistische Züge gehabt hat. (Die Fortschritte Kataloniens wurden nicht wegen sondern trotz der spanischen Regierungen erreicht).

Selbstverständlich ist die spanische Lesart der Geschichte anders, und darauf basieren wahrscheinlich Herr Ehrkes Theorien. Aber nur jener, der einen Schuh trägt, weiss wo der drückt. Und die heutige Stimmung in Katalonien wäre nicht möglich, wenn der Schuh nicht ganz gewaltig gedrückt hätte, sodass man endlich beschlossen hat, dass es jetzt genug ist.

Und jetzt zu einigen besonders irrigen Punkten der Studie. In der Seite 2, zweite Spalte heisst es: „Ein grosser Teil der Bürger Kataloniens sind ethnische Spanier, die eine ethnisch definierte Sezession abschrecken würde“. Die Unabhängigkeitsbewegung Katalonien ist nicht ethnisch definiert. Es kann das nicht sein, da die Katalanen ein Mischvolk sind, ein Anschwemmvolk, wo viele Völker ihre Spuren gelassen haben, die aber sich mit der Zeit immer problemlos integriert haben. Das war möglich, weil wer uns respektiert hat, von uns auch respektiert wurde. Es zählte immer nur der Beitrag zu der gemeinsamen Anstrengung das Land vorwärts zu treiben. Das ist auch heute so, und das wissen auch die spanischsprechenden Spanier, die in Katalonien leben. Deswegen (trotz der Madrider Propaganda, und bis auf einen minimalen Prozentteil) gibt es keine sozialen „ethnischen“ Spannungen in Katalonien. Es gibt in Gegenteil eine wachsende Unterstützung (auch eine organisierte) der spanischsprechenden Bevölkerung Kataloniens für das Unabhängigkeitstreben des Landes.

Etwas weiter unten stellt Herr Ehrke Behauptungen auf, die bei einem Mitarbeiter Ihrer Stiftung wirklich verwunderlich sind, auch wenn er dafür -um so schlimmer- eine sehr gelehrte Sprache benutzt. Herr Ehrke behauptet a) dass es sich nicht objektiv entscheiden lässt, ob eine Sprache eigenständig oder einen Dialekt ist. Das ist Unfug und die internationale Linguistik ist sich darüber seit vielen Jahren im Klaren. Und b) dass „Spanier, die sich länger als zwei Wochen in Katalonien aufhalten, sich grosse Mühe geben müssen, das Katalanische nicht zu verstehen, und umgekehrt“. Das ist nochmals Unfug. Ein Spanier kann nach 2 Wochen oder nach 2 Monaten (wenn er kein Sprachgenie ist) soviel vom Katalanischen verstehen wie in derselben Zeit portugiesisch oder italienisch in den jeweiligen Ländern. Vielleicht sogar weniger.

Genausowenig ist die Leistungsfähigkeit Kataloniens "das Ergebnis der Investitionsentscheidungen multinationaler Unternehmen". Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Leistungsfähigkeit Kataloniens liegt hauptsächlich in ihren kleinen und mittleren Unternehmen (das Rückgrat des Landes) und dieses wiederum ist ein Anziehungsfaktor für die internationalen Konzerne geworden.

Herr Ehrke meint, dass die Argumente der Independentisten die Phasen der Solidarität zwischen Katalaner und Kastiliern ausblenden, "etwa bei der Verteidigung der Republik im Bürgerkrieg, oder in der Transición". Dazu folgendes: Die Katalanen sind ein sehr pragmatischen Volk. Seit seine Niederlage im Jahre 1714 hat es immer präsent gehabt, dass die Kanonenübermacht bei Spanien lag, und hat immer wieder versucht sich mit Spanien zu arrangieren. Die Verteidigung der Republik war auch die Verteidigung der damals erreichten Autonomie des Landes, und bei der Transición ging es auch um eine neue Autonomie, also immer um die Wiederkehr der katalanischen Rechte und Institutionen.

Ich glaube kaum, dass Herr Ehrke in der Wirtschaftslehre sehr bewandert ist, sonst wären ihm nicht zwei Fehler passiert. Der defizitäre Fiskalsaldo Kataloniens lässt sich nicht erklären "mit dem einfachen Sachverhalt, dass die Katalanen mehr Steuer zahlen weil sie mehr Geld verdienen". Das richtig zu erläutern würde hier zu lang sein. Nur das sei bemerkt: die Katalanen beklagen sich nicht, weil sie anderen ärmeren Regionen helfen müssen. Sie beklagen sich, weil diese Hilfe von den spanischen Regierungen immer willkürlich zu hoch festgesetzt wird, und dadurch das Land, um ihre Pflichten zu erfüllen, sich immer mehr verschulden muss. Und eine Kompensation durch private Transfers ist wirtschaftlicher Unsinn. Wenn die katalanische Firmen "2011 mit dem Rest Spaniens einen Handelsbilanzüberschuss von 22 Milliarden Euro erwirtschaftet haben", haben sie auch die entsprechende Steuer dafür an Madrid abgeführt. Das ändert nichts an der fiskalischen Abwürgerung der katalanischen Autonomieregierung.

Auf der vierten Seite des Textes, meint der Autor, dass das Problem "...in erster Linie auf der Wirtschaftskrise und der Austeritätspoltik basiert". Diese sind aber nur eine Teilverschärfung des Konfliktes. Dieses ist aber viel komplizierter. Die Angriffe der Zentralregierung auf die Bildungspolitik und die Sprache werden z.B. immer ärger, wobei sich der spanische Bildungsminister J.I.Wert sich besonders unbeliebt gemacht hat. Und unsere Sprache und Kultur, für die soviele Katalanen gelitten haben und gestorben sind, liegen uns besonders am Herzen.

Über die politische Lage in Katalonien scheint Herr Ehrke auch nicht besonders gut informiert zu sein. Er meint, dass sich eine Spaltung unter den Befürwortern der Unabhängigkeit andeutet, und schreibt dass bei Artur Mas und seiner bürgerlichen CiU es in erster Linie um die materielle Besserstellung Kataloniens geht, wobei die Unabhängigkeit die ultima ratio ist. Das traf noch vor etwa zwei Jahren zu aber heute nicht mehr, nachdem alle katalanischen Versuche einer Verständigung an der negativen Haltung der spanischen Regierung gescheitert sind.

Es ist auch falsch, dass die EU und deren Mitgliedstaaten den Katalanen deutlich gemacht hätten, dass sie "nach einer einseitigen Sezession nicht mit einer schnellen Aufnahme oder dem Verbleib Kataloniens in der EU rechnen können". Das haben nur einige Beamten unter grossen Druck der Madrider Vertreter gesagt. Die Sachverständigen (auch Briten und Deutsche) haben in Gegenteil klargestellt, dass es ein nicht regulierter Fall in den europäischen Verträgen sei und eine Lösung "ad hoc" (innere Erweiterung etc.) zu finden sein würde.

Für Ihre Stiftung und für Ihre grossen Verdienste für die Demokratie in der ganzen Welt haben auch wir Katalanen die grösste Achtung und Respekt. Deswegen ist es besonders enttäuschend, wenn eine Studie, die unter Ihrer Schirmherrschaft entsteht, nicht dem Niveau entspricht, dass man von Ihrer Institution gewohnt ist, um es nicht noch drastischer auszudrücken.





Pere Grau. Hamburg
Schriftsteller und Publizist.

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Sonntag, 15. Juni 2014

Keiner zwingt euch Galizisch zu sprechen

Ich versuche immer Konflikten, die von Anfang an zum Misserfolg verurteilt sind, aus dem Weg zu gehen. Manchmal jedoch, wenn ich absurde Dinge höre, kann ich auf eine Antwort nicht verzichten.

Ich bin nicht gegen irgendeine Kultur, Sprache oder Nation, aber ich ertrage die Politik des Hasses nicht oder das Eintrichtern von absurden Phrasen in die Köpfe einfacher Leute. Die Aussagen, die sie anschließend wiederholen, können, auch wenn sie komisch klingen, sehr gefährlich werden.
Auch wenn der Dialog, den ich mit einem Galizier führte, ziemlich gewohnt ist, verspür ich immer noch den Druck ihn kurz zu reflektieren.
Als er sich mir näherte stellte er mir eine Frage, die ich nicht verstand. Er machte einen normalen Eindruck, als hätte er wirklich eine offene Frage. Ich konnte nicht wissen, dass er Galizier war. Ich nehme an, dass man dies nicht anhand einer bestimmten Frisur oder der Form der Lippen beim sprechen erraten könne. Ich bin nicht Sherlock Holmes.


Freundlich sagte ich ihm, ich hätte ihn nicht verstanden und bat ihn, die Frage zu wiederholen. Unbewusst sprach ich auf Katalanisch, da es die Sprache ist, die ich gewöhnlich benutze. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass Worte der Höflichkeit für ihn der Köder eines großen Fischs wären. Es war der Fisch des Hasses und der Frustration über die gesamte Kultur, in dem sich der galizische Typ wiederfand.
„Sie zwingen mich Katalanisch zu sprechen“, fing er an zu schreien. „In Galizien zwingen wir niemanden Galizisch zu sprechen und hier wollen sie immer alle dazu zwingen Katalanisch zu sprechen.“


„Wer zwingt Dich?“ Ich versuchte den Kern des Problems zu verstehen. Aber der Typ hörte nicht auf zu schreien und es war unmöglich eine fruchtende Unterhaltung mit ihm zu führen.


„Sprich mit mir auf Galizisch oder Mandarin, wenn du kannst, denn je mehr Sprachen wir wissen, desto reicher sind wir.“ Ich versuchte ihn zu beruhigen, aber es gab keine Möglichkeit mit ihm zu kommunizieren. Er wiederholte nur andauernd dieselben Sätze. Schließlich warf ich ihm einen Blick der Gleichgültigkeit zu und ging um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
Es tut mir leid, dass ich nicht auf eine Antwort, wer ihn zum Katalanisch sprechen zwingen wollte, bestand. Alle Katalanen, nehme ich an. Oder wie sie ihn dazu genötigt hätten. Aber ich schlussfolgere, dass weder der Zwang noch der Druck sehr stark gewesen sein mussten, denn der galizische Typ schien nicht ein Wort Katalanisch zu können, weder der Höflichkeit, noch der Unfreundlichkeit.




Anita Janczak


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Freitag, 6. Juni 2014

Spanische Soldaten flanieren bewaffnet durch Esplugues de Llobregat


Heute morgen lief eine Gruppe von Soldaten des spanischen Heers durch die Straßen von Esplugues de Llobregat. Sie waren ausgestattet mit kompletter Kampfausrüstung, mit Tarnanzug und Rucksäcken bekleidet und die Waffen in den Händen haltend.

Das Militär wurde in der Laureà Miró Straße gesehen, eine der wichtigsten Straßen der Gemeinde. Die Partei CUP von Esplugues hat die Anwesenheit der Soldaten angezeigt und fragt sich „aus welchem Grund“ sie sich in den Straßen aufhielten.

In der Tat ist die Präsenz des Militärs in den katalanischen Orten ein von Mal zu Mal gewohnter Anblick. Zuletzt kampierten Streitkräfte im September in Saldes, am Fusse des Pedrafoca, und hissten die spanische Flagge in einem gesperrten Naturpark. Im Mai führten sie Manöver im Sperrgebiet von Collserola durch. Die Bilder wurden vom Fernehen Barcelonas, BTV, aufgenommen und selbst das Rathaus von Barcelona bestätigte, dass sie nicht informiert gewesen wären.



Quelle

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Samstag, 31. Mai 2014

Ansprache

Liebe Freunde, heute haben wir einen Grund zum Feiern: das Datum und die Frage für unsere Volksbefragung stehen fest. Wir feiern, dass wir am 9. November über die Zukunft unseres Landes entscheiden können.

Es ist WAHR, dass die Frage nicht genau der Vorstellung der 2 Millionen Menschen entspricht, die am letzten 11. September die Straßen Kataloniens bei einer der größten Demonstrationen aller Zeiten füllten. Aber TATSACHE ist, dass die erhoffte Frage in der doppelten Fragestellung enthalten ist.


Es ist WAHR, dass das Datum auch zeitlich nicht so nah liegt, wie wir es uns gewünscht hätten, aber TATSACHE ist, dass der gewählte Zeitpunkt einen politischen Vorteil hat und zudem ein großes symbolisches Gewicht, weil er mit dem 25. Jahrestag des Berliner Mauerfalls koinzidiert.


Aber das Wichtigste ist, dass es ein Datum und eine Frage gibt und wie es dazu gekommen ist: nämlich mit dem Konsens aller parlamentarischer Gruppen, die das Recht auf eine Entscheidung der Katalanen befürworten, und die zudem die große Mehrheit im katalanischen Parlament bilden.


Die Abstimmung ist der Weg. Am 9. November können wir Katalanen unser Recht, über die Zukunft unseres Volkes zu entscheiden, auf die friedlichste und demokratischste Weise, die es gibt, ausüben: mit einer Volksabstimmung.


Falls der spanische Staat dieses demokratische Recht verweigert, wird er vor Europa und der Welt bloßgestellt sein, denn keine Verfassung steht über der Demokratie. Man kann sich nicht Demokrat nennen und dagegen sein, dass ein Volk sein Recht auf Selbstbestimmung ausüben möchte. Allerdings müssen wir eins bedenken: Diejenigen, die dieses Recht in Katalonien verweigern, sind in der Minderheit, die nicht einmal an die 35 Prozent der Abgeordneten herankommt. Im Gegensatz dazu, könnte im spanischen Parlament dieser Anteil die 80 Prozent überschreiten, darunter die Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE). Diese Partei hat bereits angekündigt, dass in einer hypothetischen bundesstaatlichen Lösung für Spanien das Recht auf eine Selbstbestimmung der Katalanen keinesfalls Platz finden sollte. Herr Zapatero, als einer der „fortschrittlichsten” und pro-katalanischen Politiker der PSOE bekannt, und der nach eigener Aussage in Granada als „Katalane” beschimpft wurde, bestätigte vor wenigen Tagen, dass das Recht auf Entscheidung „gegen die Natur” sei. „Gegen die Natur” - Stellen Sie sich das vor! (Sicher auch „gegen die Natur” aus Sicht der Bischofskonferenz.)

Es ist also gut möglich, dass wir uns vor der ersten und einzigen Gelegenheit befinden, um über unserer Unabhängigkeit entscheiden zu können. Lasst sie uns nutzen!

Der spanische Staat hat bereits klargemacht, dass er alles in seiner Macht stehende tun wird, um zu verhindern, dass die Bürger Kataloniens über ihre Zukunft entscheiden können. Aber wir dürfen nicht den spanischen Staat mit dem spanischen Volk gleichsetzen. Uns verbindet viel mit dem spanischen Volk, das wir schätzen und das genau wie wir unter der Unterdrückung einer ausbeuterischen, zentralistischen, rückschrittlichen Oligarchie litt und leidet, unter den Nutznießern pharaonischer Bauprojekte, die uns alle auf die gleiche Weise haben verarmen lassen.

Aber wir haben einen Vorteil: uns vereinen eine eigene, ständig bedrohte Sprache und Kultur. Zugleich haben wir eine bemerkenswerte Zivilgesellschaft, die aktiv, dynamisch und stark ist, und die einen sozialen und politischen Wandel ermöglichen wird. Und vielleicht kann dies auch ein Vorbild für unsere Freunde im spanischen Staat sein, um aktiv zu werden.


Wir Katalanen wollen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen, unsere Ressourcen selbst verwalten und weiterhin solidarisch mit den Einwohnern Spaniens sein, aber auf eine viel effizientere Art und Weise.


Und wir haben Eile, große Eile, denn die Bedürftigsten leiden wie nie zuvor.

Die Menschen meiner Generation haben den demokratischen Übergang erlebt. Wir waren jung und hatten das Privileg, am demokratischen Aufbau des Landes mitzuwirken. Heute haben wir die Möglichkeit, unserer Jugend zu helfen, einen neuen Staat zu errichten: ein freieres, fortschrittlicheres, solidarischeres und dementsprechend auch gerechteres Land. Wir haben eine großartige Gelegenheit vor uns, die begeistert und motiviert.

Worauf warten wir noch?


Wie sagt Miquel Martí i Pol: Es ist alles bereit und nichts ist unmöglich!

Katalanen … Machen wir uns auf.


Hoch lebe Katalonien!





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